Prometheus - Gedichtinterpretation

Wir möchten dir hier keine fertige Lösung liefern, sondern einen Leitfaden, selbst eine gute Gedichtsanalyse von Goethes Prometheus zu verfassen. Wir möchten dich bei diesem Gedicht, das man wohl in die Epoche des Sturm und Drang einordnen kann, bitten, dass du dich in den Zeitgeist der Menschen damals hineinversetzt. Beantworte dir daher, bevor du dich dem Gedicht selbst widmest, folgende Fragen (mithilfe deines Deutschbuchs oder des Internets):

Übungen:
  • Was für ein Staatssystem herrschte in Deutschland um 1770?
  • Was verstanden die Menschen damals unter einem Genie?
  • Wodurch zeichnet sich die Epoche des Sturm und Dran aus?

Schritt 1: Die Inhaltliche Analyse von Prometheus


Bevor du tiefer in die Analyse gehst, musst du zunächst den Inhalt des Gedichts verstehen. Dazu solltest du erst einmal alle Wörter verstehen, die genannt werden. Dazu zählen nicht nur "Fremdwörter" wie das Wort "Toren" in Zeile 21, sonder auch Wörter wie "Titanen" (Z. 29), "Zeus" (Z. 1) und "Prometheus".

Übungen:
  • Schlage nach: Wer waren die Titanen? Wer waren Zeus und Prometheus? Wie war ihre Beziehung zueinander?
  • Gehe jede Strophe einzeln durch und fasse in ein bis zwei Sätzen pro Strophe zusammen, was gesagt wird.
  • Wer "spricht" in dem Gedicht mit wem in welchem Ton?
  • Worum geht es inhaltlich insgesamt im Gedicht Prometheus? Wie ist der Grundton, bzw. die Grundstimmung? Erinnere dich an dieser Stelle besonders an deine Informationen zur Epoche des Sturm und Drang!
  • Verfasse die Einleitung und die inhaltliche Zusammenfassung des Gedichts. Achte auf eine gepflegte Wortwahl.
Nachdem du dich mit der allgemeinen Thematik des Gedichts auseinander gesetzt hast, solltest du noch ein etwas tieferes Verständnis erlangen. Hierzu empfehlen wir dir, folgende Aufgaben gewissenhaft durchzufüren:

  • Erstelle eine Tabelle: Welche Eigenschaften kannst du Prometheus und Zeus zuordnen?
  • Nehme dir 2 Buntstifte und markiere alle warmen und kalten Ausdrücke in der Ensprechenden Farbe.
  • Welche Rolle nimmt Zeus in diesem Gedicht ein und welche nimmt Prometheus ein?

Schritt 2: Der äußere Aufbau des Gedichts


Als nächstes widmest du dich den "offensichtlichen" Dingen des Gedichts. Dazu gehören Strophenzahl, Zeilen pro Strophe.

Nun schaust du nach, ob das Gedicht "Prometheus" in eine Gedichts-Kategorie eingeordnet werden kann. Ist es beispielsweise eine Hymne, ein Sonnet, eine Ballade, ...?

Übungen:

  • Wie viele Strophen zu je wie vielen Zeilen hat Goethes Prometheus?
  • Schlage nach! Was ist eine Hymne?
  • Ist Prometheus eine Hymne? Begründe!
Nachdem du nun die gröbsten Zuordnungen getroffen hast, widmest du dich, wie in jedem anderem Gedicht, den Reimen und dem Reimschema. Hier gibt es nicht viel zu entdecken, daher auch keine Aufgaben zu dem Thema. Der Autor, also Goethe hat hier ein Reimloses Gedicht gewählt.
  • Überlege kurz: Hat es eine spezielle Bedeutung, dass Goethe ohne Reime arbeitet?
Nehme dir nun einen Schmierzettel zur Hand und zeichne das Versmaß des Gedichts auf. Klopfe gegebenenfalls auf den Tisch, während du vorließt. Betonte Silben unterstreichst du, nachdem dir klar geworden ist, welche Silben betont sind und welche nicht.

Beispiel für Strophe eins
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Wie du siehst ist die Hymne in Strophe eins beinahe streng jambisch verfasst. In Zeile neun scheint zunächst ein Trochäus zu stehen, setzt man jedoch den Rhythmus einfach von Zeile 8 weiter, bleibt es jambisch, weil Zeile 8 mit einer Senkung abschließt und Zeile neun mit einer Hebung beginnt.

Wie auch immer, Goethes Prometheus bleibt nicht so schön regelmäßig, wie es zunächst scheint. Vor allem beim lauten Sprechen bemerkt man die freie Rhythmik, die höchstens an Jamben und Trochäen erinnert, die ein rhythmisches Sprechen ermöglichen aber nicht erfordern.

  • Hier gilt die gleiche Frage wie beim freien Versmaß: Warum bildet Geothe (der sicherlich in der Lage war, auch regelmäßige und sich reimende Verse und Rhythmen zu bilden) freie Versmaße mit unregelmäßigen Betonungen?


    Schritt 3: Die "innere" Analyse


    Don't panic! Hier stehen dir zwei Möglichkeiten offen, wie du vorgehen kannst, um alle wichtigen Stilmittel herauszufinden.

    1. Du gehst nach Stilmitteln vor: Du legst dir eine Liste mit Stilmitteln an (z.B. Metapher, Anapher, Parallelismus, Oxmoron, ...) und liest dir das Gedicht jedes Mal neu durch auf der Suche nach dem entsprechenden Stilmittel. Neben dem Stilmittel, wenn es denn auftaucht, notierst du dir Zeile des Stilmittel, damit du es auch im Gedicht wieder findest.
    2. Du gehst Wort für Wort durch auf der Suche nach einem passenden Stilmittel. Insgesamt ist diese Methode deutlich schneller, erfordert jedoch von dir, dass du alle Stilmittel auswendig in ihrer Funktion kennst.
    Wir raten dir natürlich grundsätzlich zur zweiten Methode. Die erste solltest du jedoch verwenden, wenn du mit Stilmitteln noch völlig unvertraut bist oder sie einfach noch nicht kannst.

    Übung:
    • Durchsuche "Prometheus" nach Stilmitteln. Achte besonders auf Metaphern, Allegorien, Ellipsen, Anapern, Neologismen und Rhetorische Fragen!
    • Einige Sätze sind nicht im normalen Indikativ verfasst. Welchen Modus wählt Goethe stattdessen?
    • Findest du Gründe dafür, warum Goethe diese Stilmittel gewählt hat?

    Schritt 4: Die Zusammenführung


    Auch hier heißt es "Don't panic!" Hat man ein Gedicht erst einmal im Sinn erfasst (und das hast du schon seit Schritt 1), ist der Rest relativ leicht. Die Stilmittel sowie die äußere Form des Gedichts verwendest du dann in erster Linie, um deine Vermutung von der Intention des Autors zu dem Gedicht zu untermauern. Das Gedicht ist quasi eine Art Mordfall, du hast eine ungefähre Ahnung von dem Motiv des Mörders und benutzt die Stilmittel sowie den Aufbau, die Wortwahl etc. als Indizien und Beweise.

    Hier kommt es darauf an, dass du dich so gut wie nur möglich in den Autor bzw. in die Leute hinein versetzt für die der Autor sein Gedicht geschrieben hat. Daher ist auch die Vorarbeit (wie Infos sammeln zur entsprechenden Epoche) so wichtig, um ein Gedicht adäquat zu interpretieren.

    Stelle dir also folgende Fragen und versuche sie nicht nur zu beantworten sondern auch mit deinen Kenntnissen zu Stilmitteln etc. zu begründen.


    • Worauf will das lyrische Ich hinaus? Was will der Autor damit beim Leser bewirken?
    • Wie ist der Ton des Gedichts?
    • Wen will Goethe besonders ansprechen?
    • Welche Botschaft unterliegt dem Gedicht und wie kann diese Botschaft auf die Leserschaft der Zeit gemünzt sein?
    • An welche Art der Beziehung wird in dem Gedicht erinnert?

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